Stand 27.12.2014

Biographie

Herbert Martius wurde am 09. Juli 1924 in Erlangen/ Deutschland geboren und hatte dort bis zu seinem Tod am 17. Oktober 2009 den Mittelpunkt seines Lebens. Als er im Alter von 85 Jahren verstarb, hinterließ er ein anerkannt reiches und bedeutungsvolles Werk, das in rund 60 Jahren intensiven Kunstschaffens entstand. Er arbeitete mit unterschiedlichen Techniken, wie Öl, Acryl, Collagen, Aquarell, Keramik, Bildhauerei und Grafik. Das Thema „Kunst am Bau“ nimmt einen umfangreichen Teil seines Werkes ein. Das Medium und die Technik, mit der er internationale Bekanntheit erlangte, ist Email. Das größte seiner Email-Werke, das „Loverix Hostel“ in Rüsselsheim, entstand zwischen 1990 und 1991. Die komplette Fassade dieses StudentFotograf H. Lederer ´49enwohnheims mit mehr als 1000 m² Fläche besteht aus trapezförmigen, künstlerisch emaillierten Stahlplatten, die von Herbert Martius entworfen und hergestellt wurden.

Eine prägende Erfahrung für den jungen Herbert Martius war der Zweite Weltkrieg. Als Schüler wurde er mit den anderen seines Jahrgangs mit dem „Notabitur“ aus der Schule entlassen und in den Krieg geschickt. Er wurde als  Funker ausgebildet und kam nach Russland. Bei Kriegsende 1945 floh er aus Libau/Kurland über die Ostsee und wurde als Schiffbrüchiger von einem schwedischen Minensucher gerettet. Nach der Internierung in einem schwedischen Lager auf Gotland  wurde er entgegen der Haager Konvention als Kriegsgefangener nach Russland ausgeliefert. Erst 1949 kam er als Spätheimkehrer frei.

Seit dieser Zeit hatte er den unabänderlichen und unbeugsamen Willen, sein Leben als freischaffender Künstler zu führen, selbständig und ohne Abhängigkeit von anderen. Die wieder erlangte Freiheit nutzte er sein Leben lang, um die Welt, die Menschen und fremde Kulturen durch Reisen kennen zu lernen. Er verbrachte eineinhalb Jahre in Südamerika, bereiste Russland, China, Japan, Indien, Afghanistan,  Jemen, Island, Norwegen, Schweden, Finnland, um nur einige Länder zu nennen.  Seine Eindrücke hielt er stets in Skizzenblöcken fest, um diese dann zu Hause auszuarbeiten.

Seine Weltoffenheit war aber, bedingt durch die Erfahrungen unter dem Nationalsozialismus uFotograf: 
Fam. Specht ca. 1960-1970nd des Krieges, stets geprägt von großem Argwohn gegen Oberflächlichkeit und jeglichen äusseren Schein. So entstanden mahnende Themenkomplexe wie z. B. Ikarus, Märtyrer und Propheten, Midas, der Turm zu Babel, oder Geschichten aus Odessa nach den Erzählungen von Isaak Babel, an denen er während seines ganzen Schaffens immer wieder arbeitete. Seine Meinung nie hinter den Berg haltend, prangerte er mit Kritik und Ironie Totalitarismus jeglicher Art und ideologische Bevormundung an. Es interessierte ihn nicht, sich dadurch auch Feinde zu machen. Gefälligkeit widersprach seinem Wesen und seiner Kunst.

Es ist eine logische Konsequenz, dass Herbert Martius sich niemals den Zwängen und Regeln einer akademischen Ausbildung unterwarf. Im Selbststudium machte er sich die unterschiedlichen Kunsttechniken zu eigen und erlangte darin eine Professionalität, die ihresgleichen sucht. So wenig es ihm lag, seine Werke marktschreierisch feilzubieten und in Szene zu setzen, so intensiv und leidenschaftlich arbeitete er in seinem bescheidenen Atelier. Mit der Kompromisslosigkeit seines Lebens für die Kunst begab er sich lieber in wirtschaftliche Unsicherheit, als die Sicherheit einer Anstellung mit all ihren Einschränkungen in Erwägung zu ziehen.

Obwohl Herbert Martius seine Werke nicht immer datierte, kann man dennoch festlegen dass das Hauptwerk seiner keramischen Arbeiten in den 50 er und 60 er Jahren entstand. 1962 bekam er bei der Ausstellung „Keramik International“  in Prag die Silbermedaille. In den 60 er und 70 er Jahren wandte er sich der Technik Email zu. Zuerst Künstler-Email mit kleineren Formaten, dann größere und sehr große Arbeiten in Industrie-Email.

Kurz nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft lernte Herbert Martius im Haus seines Freundes, Kurt Neun, Irmgard Busch kennen. Die Flucht vor den einmarschierenden Russen und den grausamen Auswüchsen des Krieges verschlug die aus Berlin stammende junge Frau zusammen mit ihrer Schwester nach Erlangen. Irmgard Busch und Herbert Martius wurden ein Paar, das sich künstlerisch gegenseitig ergänzte und heiratete. Sie arbeitete im Lehrberuf und war 10 Jahre Rektorin in Erlangen. Seit 1986 ist Irmgard Martius-Busch ausschließlich schriftstellerisch in den Bereichen Lyrik, Hörspiel und Theaterspiel für Schüler tätig.  Sie, die wortgebende Künstlerin und er, der bildgebende Künstler, veröffentlichten eine Reihe von Text- und Bildbänden, wie zum Beispiel „Mondansicht“, „Sonnenblumen - Feuerräder“  oder „Eines Sommers festgelegte Flüchtigkeit, in der Hütte offenem Gehäuse, beflügelt von der Winde Durchflucht dicht am Meer“, oder „Venedig – Ein Fest“. GeFotograf unbekanntmeinsam lebten sie ein intensives Kunst- und Kulturleben und ergänzten sich ein Leben lang, vertieft auch durch zahlreiches Reisen in fernste Länder.   

Seine kompromisslose Lebenseinstellung ließ Herbert Martius oft unbequeme Entscheidungen treffen. So zum Beispiel 1989, als die Stadt Erlangen ihm den Kulturpreis zudachte.  Er lehnte den Geldpreis ab, da die Stadt Erlangen „im Punkte bildende Kunst unbedarft sei“. Er hätte sich als Anerkennung seines Werkes statt dessen einen öffentlichen Auftrag von der Stadt gewünscht. Mit der Positionierung von Kunst im öffentlichen Raum anstelle eines Geldpreises hätte die Stadt  in seinen Augen mehr kulturelles Verständnis gezeigt. Der Plan einer Bürgerinitiative im Jahr 1999 das verwaiste Rondell des Lorlebergplatzes in Erlangen wieder mit einem Kunstwerk auszustatten, scheiterte an einer knappen Mehrheit des Stadtrates. Die Bürgerinitiative hätte den von Herbert Martius gestalteten und bearbeiteten Obelisken mit Spenden - noch heute auf dem Konto stehend - und mit Eigenmitteln finanziert, wobei der Künstler auf sein Honorar verzichtete. Nun hat die Stadt ein Geschenk abgelehnt und damit die Chance vertan, einem Platz einen künstlerischen Akzent zu geben.

 

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